HSH - Wohn und Atelierhaus

BGF: 300 m²

Auftraggeber: F. Rauchenecker, C. Rudolph

Zeitraum: 2004 - 2005

Wohn und Atelierhaus

In der dörflichen Umgebung des bayrischen Allgäu entstand ein Atelier- und Wohnhaus für eine Goldschmiedin

und einen Bildhauer. Aus den Vorgaben des Bebauungsplans heraus wurde ein L-förmiger Gebäudekomplex

mit Satteldach, Ziegeldeckung und einer Teilunterkellerung errichtet. In dem nach Ost-West ausgerichteten

Hauptkörper sind im Ostflügel die Ateliers und Werkstätten untergebracht, im Westflügel der Wohnbereich

mit der Küche. Über dem Wohntrakt ist ein zweiter Baukörper in Nord-Süd Richtung aufgelegt, der nach

Süden hin auskragt. Darin liegt das Büro, nach Norden hin das Schlafzimmer, Bad und Umkleide.

Die beiden Baukörper sind im Inneren über einen offenen Wohnbereich mit integrierter Treppe und einem

großzügigen Luftraum verbunden.

Wohn und Atelierhaus

Das Grundstück liegt am Dorfrand innerhalb eines städtebaulichen Mischgebietes Wohnen/(kleinere

Gewerbebetriebe) und schließt mit der Bebauungsgrenze ab, d.h. dass sich der Blick nach Süden

hin zu Auenwiesen und einem spektakulären Alpenblick öffnet. Im Bebauungsplan sind für die

Dorfranderweiterung regionale Typologien der dörflichen Umgebung festgelegt. Bauernhof und

Scheune dienen als Modelle für die Möglichkeit des vorgeschriebenen L-förmigen Gebäudegrundriss,

weitere Vorgaben sind das Satteldach mit Ziegeldeckung sowie die Fassadenmaterialien Holz oder Putz.

Wohn und Atelierhaus

Die Kombination von Kragarm und Luftraum im Wohntrakt des Gebäudes ermöglicht es,

die verschiedenen Funktionen des Wohnens und Arbeitens in ein räumliches Kontinuum einzubinden

– wie z.B. die visuelle und räumliche Verbindung der Wohnküche im Erdgeschoss und der Arbeitszone im

Obergeschoss über Luftraum und Treppe. Das Nebeneinander von unterschiedlichen Funktionen und

räumlichen Qualitäten produziert gleichzeitig eine Vielfalt von Beziehungen und Atmosphären: so ist

z.B. vom Treppenpodest aus ein gleichzeitiger Ausblick über das Obergeschoss zu den Alpen und über

die Wohnküche zur überdachten Wohnterrasse und zum Garten möglich.

Wohn und Atelierhaus

Wohn und Atelierhaus

Wohn und Atelierhaus

Über zwei Schalträume werden Innen- und Außenraum miteinander verzahnt: Im Obergeschoss

lässt die Wohnterrasse zwischen Atelier und Wohntrakt für Nachbarn und Anwohner den Blick zu den

Alpen frei, während die Gartenterrasse unterhalb des Kragarms Wohnraum und Garten verbindet. Kubatur

Unterhalb des auskragenden Körpers wird der "Abdruck" der sich darüber befindlichen als künstlicher

Garten inmitten des ansonst wild überwucherten Grundstücks angelegt. Dieser künstliche Boden

befasst sich mit dem Thema Grenze und Inlays. Letztendlich lässt sich auch der gesamte Baukörper

des Obergeschosses durch die Nord-Süd-Ausrichtung und die raumgroße Verglasung der Südfassade

als Schwellenzone, als „Fernrohr“ zu den Alpen interpretieren.

Wohn und Atelierhaus

Die Materialität der beiden Baukörper zitiert die regionaltypische Kombination von vertikalen

Holzfassaden und großen Putzflächen und greift außerdem Elemente des Scheunen- und Industriebaus

der unmittelbaren Umgebung auf. Das traditionelle Prinzip, in der die Putzfassade für den Wohnbereich

des Bauernhauses und die Holzfassade für Scheune oder Gewerbe steht, wird hier umgekehrt. Hier ist

der gewerbliche Teil massiv (Hauptkörper des EG), der Wohnbereich dagegen mit einer leichten Holzfassade

versehen (aufgelegter Nord-Süd-Körper).

Wohn und Atelierhaus